Das Internet und besonders die sozialen Medien haben unsere Art zu kommunizieren grundsätzlich verändert. Anstatt miteinander zu telefonieren, schreib

Das Internet und besonders die sozialen Medien haben unsere Art zu kommunizieren grundsätzlich verändert. Anstatt miteinander zu telefonieren, schreiben wir uns Nachrichten über Facebook oder schicken uns Sprachnachrichten über WhatsApp. Und anstatt unsere Urlaubsfotos bei einem gemütlichen Abendessen vorzuführen, verschicken wir die Fotos direkt aus dem Urlaub an unsere Freunde und Verwandte.

Politiker im Glaskasten

Doch die Informations- und Bilderflut hat auch Nachteile. So ist es für Personen des öffentlichen Lebens deutlich schwieriger geworden, ihr Recht auf Privatsphäre durchzusetzen. Jede scheinbare Kleinigkeit wird fotografiert oder gefilmt, im Internet ausgestellt und breit diskutiert. Ein falscher Nebensatz oder ein Anflug von Ungeduld gegenüber den Wählern – und der nächste Shitstorm ist einem sicher. Dies hat zu der paradoxen Situation geführt, dass die Menschen sich nach jemandem sehnen, der authentisch ist und nicht bei jedem Wort darauf achtet, möglichst niemandem auf die Füße zu treten. Gleichzeitig werden Personen, die ihre Meinung vertreten, im Internet beleidigt und bedroht. Die meisten Politiker können gar nicht anders, als sich hinter Worthülsen zu verstecken, wenn sie eine Zukunft in der Politik haben wollen. Schließlich sorgt jeder scheinbar noch so kleine Fehltritt dafür, dass Rücktrittsforderungen laut werden. Doch dann betrat in den USA ein Mann die politische Bühne, der diese Regeln des Leisetretens außer Kraft zu setzen schien.

Ein Mann des Volkes?

Donald Trump hat nicht nur Millionen von Dollar von seinem Vater geerbt, sondern es auch geschafft, sich selbst zu einer Marke zu machen. Als er erklärte, dass er der nächste Präsident der Vereinigten Staaten werden wollte, sorgte dies vor allem für Belustigung. Einem Mann ohne politische Vorerfahrung, der weder Verbindungen innerhalb des Politikbetriebs hatte noch sich dafür interessierte, dessen Spielregeln zu erlernen, wurden schlicht keine Chancen eingeräumt. Auf keinen Fall konnte jemand wie er die Vorwahlen überstehen, in denen das Leben der Kandidaten durchleuchtet wird und jeder noch so kleine, frühere Fehltritt ans Licht kommt. Ein Mann, der die Konfrontation nicht scheute, sondern es sogar offen darauf anlegte zu provozieren, konnte diesen Prozess nicht überstehen. Er wäre nach nur wenigen Wochen für die Mehrheit der Menschen unwählbar und würde nicht aufgestellt werden, so das Kalkül. Und so war die Kandidatur Trumps zunächst so etwas, wie das Unterhaltungsprogramm in der Pause. Der Auftritt des Klassenclowns, der die Stimmung anheizte, damit die Menge tobte, wenn die „richtigen“ Kandidaten die Bühne betraten.

Ungefiltert

Bekanntermaßen kam es anders als vermutet und die erste Amtszeit von Donald Trump neigt sich dem Ende zu. Die Skandale, die bereits seinen Wahlkampf prägten, nahmen auch nicht ab, als er ins Oval Office einzog und die Hoffnung, dass er nach der gewonnenen Wahl in den Regierungsmodus umstellte, erfüllte sich nicht. Stattdessen nutzte er weiterhin Twitter, um seine Meinung in die Welt zu trompeten, ohne Gefühl dafür, was für Folgen seine Tweets haben. Er hat dafür gesorgt, dass es nur glühende Trump-Fans und ebenso glühende Trump-Hasser gibt. Zwischen den beiden Extremen herrscht ein Vakuum und zwischen den beiden Gruppen Sprachlosigkeit und Unverständnis.