Die Europäische Union ist ein Wirtschaftsraum mit fast 500 Millionen Menschen und betrachtet sich deshalb gerne als Wirtschaftsmacht. Lieber setzt man auf europäischer Ebene auf die vielbeschriebene Soft Power der Union, anstatt militärische Stärke zu demonstrieren. Schließlich wurde die EU gegründet, um Krieg zu verhindern und nicht um einen zu führen. Stattdessen hat man sich jahrzehntelang auf den Schutz der USA verlassen. Mit der Idee einer europäischen Armee wurde zwar immer wieder geliebäugelt, ohne das Projekt jedoch ernsthaft zu verfolgen. Kriegstreiber gab es woanders, Europa war eine Friedensmacht.
Krieg und Pazifismus
Die meisten Menschen würden von sich vermutlich sagen, dass sie gegen Krieg sind. Es gibt Tote, Verletzte und Zerstörung. und diejenigen, die am meisten unter den Folgen leiden, sind in der Regel nicht diejenigen, die zu den Waffen gegriffen haben. Doch die Zeit der Eroberungskriege scheint weitgehend vorbei zu sein, wenn man von Russlands Expansionspolitik in der Ukraine und speziell in der Krim absieht. Anstatt mit seiner Armee in anderen Ländern einzumarschieren, um sich deren Bodenschätze unter den Nagel zu reißen oder den eigenen Machtbereich zu vergrößern, gibt es Krieg ohne Kriegserklärung und ohne klare Kriegsparteien. Kriege, die mit herkömmlichen Mitteln nicht zu gewinnen sind und asymmetrische Kriegsführung.
Der Reflex zu sagen, dass man sich aus solchen Konflikten so weit wie möglich heraushält, ist nachvollziehbar. Doch bedeutet er leider auch, dass die Weltgemeinschaft zuschaut, wie Unschuldige verfolgt und getötet werden. Die Situation in heutigen Kriegsgebieten ist so komplex, dass auch Fachleute sagen, dass man die Lage durch ein Eingreifen nur verschlimmern würde. Gleichzeitig sorgt dies dafür, dass die Konflikte nicht behoben werden und entweder unter der Oberfläche weiterschwelen oder ein Krieg einfach zu keinem Ende kommt. Syrien und Afghanistan sind im traurigen Sinne die Paradebeispiele für eine solche Situation. In Afghanistan hat man es mit der Befriedung und der Terrorbekämpfung versucht, doch aus dem Land wollte einfach keine blühende Demokratie werden. Diese Erfahrung hat dazu beigetragen, dass die westlichen Länder auch dann in Syrien nicht eingriffen, als Machthaber Assad Giftgas einsetzte.
Weltpolizist außer Dienst
Es ist eine Errungenschaft, dass heutzutage nicht ein Land beschließt, in einem anderen Land einzumarschieren, sondern dass innerhalb internationaler Organisationen geprüft wird, ob es völkerrechtliche Grundlagen für ein Eingreifen gibt. Gleichzeitig ist es nach wie vor so, dass die USA der Dreh- und Angelpunkt internationaler Einsätze ist. Gegen der Willen beziehungsweise ohne die militärischen Mittel der US-Amerikaner geht nicht viel. Doch der amtierende US-Präsident möchte die internationalen Militäreinsätze beenden, da diese Milliarden verschlingen und innerhalb der Bevölkerung unbeliebt sind. Für Europa bedeutet dies jedoch, dass es zukünftig mehr als bisher selbst für seine Verteidigung verantwortlich ist.