Es gibt ein Experiment, bei dem überprüft werden sollte, ob Menschen eher lügen, wenn sie selbst davon profitieren, oder ob es innerhalb einer Gruppe eher die Dynamik gibt, den eigenen Vorteil zu suchen, selbst wenn dafür getrickst werden muss. Das überraschende Ergebnis war, dass sich die Mitglieder innerhalb einer Gruppe nicht zwingend an die gesellschaftlichen Gepflogenheiten halten. Stattdessen zeigte das Experiment, dass die Probanden innerhalb einer Gruppe unehrlicher waren als alleine.
Eine Gruppenanstrengung
Seit Jahren steigen in deutschen Städte die Werte der Feinstaubbelastung, während die verkauften Autos angeblich immer sauberer wurden. Dieser Widerspruch fiel zwar durchaus auf, hatte aber keine direkten Folgen. So ist es auch nicht überraschend, dass die Manipulation der Abgaswerte bei praktisch allen deutschen Autobauern nicht von einer staatlichen Stelle aufgedeckt wurde. Was hingegen durchaus überrascht: Es handelte sich in keinem der Fälle um die Tat einer Einzelperson, sondern es war allgemein bekannt, dass die produzierten Autos die Grenzwerte unter normalen Bedingungen nicht einhielten.
Deutsche und andere Kunden
Für die Politik war der Betrug der Autobranche ein Albtraum, denn er bedeutete einen massiven Imageverlust für die prestigeträchtigen deutschen Autos. Außerdem stand zu befürchten, dass die gesamte deutsche Wirtschaft in Mitleidenschaft geraten würde, wenn die Autokonzerne ins Schlingern gerieten. So mussten die Politiker sich entscheiden, ob sie sich schützend vor die Autokonzerne und Tausende Arbeitsplätze stellen wollten oder eine harte Gangart gegenüber den Konzernchefs einlegen wollten. Schließlich stand unzweifelhaft fest, dass betrogen worden war. Bei der Frage, was dies für Konsequenzen haben sollte, herrschte hingegen Uneinigkeit.
In den USA musste VW Entschädigungen in Milliardenhöhe zahlen, während die deutschen Dieselfahrer mit einem Softwareupdate abgespeist wurden. Angesichts des Ausmaßes des Betrugs waren die meisten Besitzer von als sauber angepriesenen Dieselfahrzeugen fassungslos, dass der Verkehrsminister sich schützend vor die Autokonzerne stellte. Schließlich stießen die Fahrzeuge weiterhin zu hohe Emissionen aus und da zusätzlich Fahrverbote in deutschen Großstädten drohten, wurde es auch immer schwieriger, Autos mit Dieselmotor zu einem angemessenen Preis zu verkaufen.